08.05.2024
Am 12. Mai 1984 eröffnet, feiert die Grand-Prix-Strecke des Nürburgrings in diesem Jahr ihr 40-jähriges Jubiläum. Heute ist sie vielfältige Heimat für Motorsport-Events, Festivals und Sport-Events – entstanden ist sie als Antwort auf drängende Fragen rund um die Sicherheit im Motorsport.
Die spannende Entstehungsgeschichte wird begleitet von legendären Namen und bietet bis heute die Grundlage für den vielfältigsten Nürburgring aller Zeiten, der jedes Jahr Hunderttausende Motorsportfans aus aller Welt begrüßt.
Eine chronologische Zeitreise – die wir jeden Tag um ein Kapitel erweitern:
Sicherheitsdiskussionen in den 1970ern führen zur Neukonzipierung des NürburgringsDie Welt des Motorsports in den 1970ern: Rennwagentechnik wandelte sich, dazu orientierten sich Fahrer und Veranstalter in Richtung kürzerer Rennstrecken, die den aktuellsten Sicherheitsanforderungen genügten – Ansprüche, denen damals die über 22 Kilometer lange Nordschleife nicht mehr gerecht werden konnte. Kaum noch lösbare Sicherheitsprobleme und hohe Organisationskosten machten die legendäre Strecke zunehmend unwirtschaftlich für die Rennserien. Nachdem 1976 auch die prestigeträchtige Formel 1 abgewandert war, kamen viele Fragen rund um die Zukunft des weltbekannten Nürburgrings auf, der seit 1927 die wirtschaftliche Grundlage einer ganzen Region darstellte. Verschiedene Optionen wurden diskutiert – am Ende blieb nur der Neubau einer sogenannten Arenastrecke, die Fahrern, Veranstaltern und Zuschauern beste Bedingungen bieten würde.
Von der Naturstrecke hin zum vielfältigsten Nürburgring aller ZeitenIn den späten 1970er Jahren machten sich weltweit führende Experten im Rennstreckenbau daran, den Nürburgring neu zu gestalten. Sie entwickelten in kürzester Zeit innovative Entwürfe für eine moderne und sichere Grand-Prix-Rennstrecke, die neben der historischen Nordschleife bestehen sollte. Eine ursprünglich vorgeschlagene, fast sieben Kilometer lange Streckenführung mit zwei Boxengassen wurde aus Kostengründen verworfen.
Die Entscheidungsträger einigten sich schließlich auf einen rund 80 Millionen DM teuren Neubau, der am Standort des bisherigen Start- und Zielbereichs sowie der alten Südschleife realisiert wurde. Der finale Entwurf sah eine 4,542 Kilometer lange Grand-Prix-Strecke vor, die sowohl alleine als auch in Kombination mit der Nordschleife befahren werden konnte. Zum Erhalt dieser wirtschaftlich und kulturell bedeutsamen Strecke entstanden mehrere Bürgerinitiativen, darunter der Verein „Ja zum Nürburgring“, gegründet von Otto Flimm. Dieser spielte eine entscheidende Rolle bei der Sicherung der Finanzierung für das Bauprojekt.
Der erste Spatenstich für 30 Monate BauzeitIm November 1981 erfolgte der erste Spatenstich durch Dr. Bernhard Vogel, den damaligen Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz, und markierte den Beginn des Baus der neuen Rennstrecke am Nürburgring. Über die nächsten 30 Monate entstand eine moderne Strecke, die von Anfang auch den hohen Anforderungen des Landschafts- und Umweltschutzes gerecht wurde. Südschleife sowie Start- und Zielschleife, seit Beginn Teil des Nürburgrings, fielen zugunsten der neuen Strecke weg.
Trotz der umfangreichen Bauarbeiten blieb der Motorsport in der Eifel lebendig. Um weiterhin Rennen zu gewährleisten, wurde die Nordschleife verkürzt und bekam eine eigene Boxengasse an der Tribüne 13 sowie zusätzliche Räumlichkeiten für die Rennleitung.
Feierliche Eröffnung 1984 und Überraschung beim EröffnungsrennenAm 12. Mai 1984 wurde die neue Grand-Prix-Strecke des Nürburgrings offiziell eröffnet. Zu den neu eingeweihten Einrichtungen gehörten auch ein Pressezentrum, ein Motorsportmuseum sowie verbesserte Anlagen für Teams und Veranstalter. Der Höhepunkt der Eröffnungsfeierlichkeiten war ein Rennen mit baugleichen Mercedes-Benz 190 E 2.3-16 Fahrzeugen. Das Fahrerfeld bestand aus ausgewählten, renommierten Motorsportlegenden wie Niki Lauda, James Hunt, Stirling Moss, Phil Hill, Alain Prost oder Jack Brabham.
Das Rennen, das über zwölf Runden ging, endete mit einem überraschenden Sieger: Ayrton Senna, damals noch ein aufstrebender, relativ unbekannter Fahrer, sprang kurzfristig für Emmerson Fittipaldi ein und gewann das Rennen eindrucksvoll. Mit diesem Erfolg schrieb sich Senna als erster Sieger überhaupt in die Annalen des „neuen Nürburgrings“ ein.
Neue Möglichkeiten, neue Events, große SiegeSeit der Eröffnung der neuen Grand-Prix-Strecke des Nürburgrings im Jahr 1984 hat sich die Austragung von Motorsport-, Musik- und Sportveranstaltungen in der Eifel etabliert. Die modernisierte Strecke brachte zudem die Formel 1 im Oktober 1984 zurück und diente als Bühne für das Saisonfinale der neu gegründeten Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft (DTM).
In den folgenden Jahren erweiterte der Nürburgring sein Veranstaltungsportfolio erheblich. 1985 wurde das mittlerweile legendäre Musikfestival „Rock am Ring“ ins Leben gerufen. Ein Jahr später debütierte der Truck-Grand-Prix, der weitere Besucherströme in die Eifel lockte. Die folgenden vier Jahrzehnte bereicherte der Nürburgring die Event- und Motorsportwelt durch eine Vielzahl von weiteren Veranstaltungen, darunter auch internationale Gastspiele wie die der FIA WEC oder des EDM-Festivals New Horizons.
Ein besonderer Moment in der Geschichte der Strecke war der Sieg von Michael Schumacher beim Formel-1-Rennen 1995, bei dem er als erster Deutscher F1-Fahrer auf dem Nürburgring triumphierte. Schumacher, der siebenfache Weltmeister, konnte insgesamt fünf Siege auf dem Nürburgring verbuchen, den er liebevoll „sein Wohnzimmer“ nannte. Die tiefe Verbindung zwischen Schumacher und dem Nürburgring wurde 2007 durch die Benennung eines Streckenabschnitts nach ihm, dem Michael-Schumacher-S, gewürdigt.